BOZZETTO der Fluch

Ein Thriller von Hermann Alexander Beyeler & Gerd J. Schneeweis

 

Softcover
580 Seiten
Format: 14 x 21
ISBN: 978-3-7245-2178-5

Preis: 16.90 Euro / 21.90 CHF

 

DER »BOZZETTO« MICHELANGELOS,

 

der 1534 auf einer Holztafel geschaffene Entwurf für die Gestaltung des Wandfreskos zum »Jüngsten Gericht« in der Sixtinischen Kapelle, wird 1546 von einem liebesblinden Kardinal seinem angestammten Platz im Vatikan entrissen. Der Schweizer Galerist Hans Albert Bilgrin sowie der ehemalige Rechtsanwalt Maximilian Prückner finden mithilfe der wundersam begabten Sophie heraus, welch blutige Spur der Bozzetto auf seinem Weg quer durch die europäische Geschichte hinterlassen hat. In der Holztafel verborgen, kämpft das Gute mit dem Bösen – bis heute. Bei dem Versuch, den Fluch des Bozzettos zu bannen, sieht sich das Trio plötzlich einer unerwarteten tödlichen Bedrohung gegenüber.

Rom, Sixtinische Kapelle, 31. Oktober 1541 Michelangelo hatte bei der Entstehung des Freskos zum »Jüngsten Gericht« auf jede Hilfe verzichtet. Ein heftiger Streit mit einem besserwisserischen und hochnäsigen Handwerker war der Auslöser dafür, dass er schon wenige Tage nach Beginn der Arbeiten sämtliche Helfer und Helfershelfer auf der Stelle hinausgeworfen und danach den Eingang zur Sixtinischen Kapelle verbarrikadiert und unter strengem Verschluss gehalten hatte. Niemand wusste, was er dort erschaffen würde.
Selbst der Papst hatte nur eine vage Vorstellung davon. Er kannte zwar den Entwurf auf der Holztafel, die ihm Michelangelo vor mehr als sieben Jahren präsentiert und die er als Vorlage für die Ausmalung persönlich in Auftrag gegeben hatte. Aber auch dieser Entwurf, der »Bozzetto« Michelangelos, war seitdem nicht mehr öffentlich zugänglich gewesen.
Mit ungeheurer Spannung erwarteten jetzt alle, die sich in der Sixtinischen Kapelle versammelt hatten, die Enthüllung des Freskos auf der Altarwand durch Papst Paul III.

Michelangelo, zu dessen Ehren die Feierlichkeiten am heutigen 31. Oktober 1541 ausgerichtet waren, hielt sich bescheiden im Hintergrund und liess der gaffenden Menge, die sich dicht vor dem hoch über den Altar ragenden Fresko drängte, gerne den Vortritt. Er verfolgte das gesamte Szenario eher wie ein Zuschauer im Theater. Deshalb auch war er wohl der Erste, der das rasch lauter werdende Getrampel fester, fast kriegerisch anmutender Schritte bemerkte, die sich beunruhigend schnell dem Eingang der Sixtina näherten, deren Türen plötzlich mit voller Wucht aufgestossen wurden.
Wer war dieser Mann, der plötzlich, von Männern der Schweizergarde nicht gehindert, schwitzend und ausser Atem, nur ein paar Gefolgsleute hinter sich, in der Kapelle stand? Der an seinen Insignien erkennbare Gesandte des kaiserlichen Hofes hatte keine Zeit zu verlieren. Abrupt unterbrach er die Feierlichkeiten. Während die grosse Menge der zu diesem Ereignis eingeladenen Honoratioren noch in erschrockenem Gemurmel verharrte, forderte ein Posaunenstoss absolutes Stillschweigen ein.
Der Anführer der kaiserlichen Gesandtschaft fixierte den Papst mit bohrendem Blick. Dann erst sprach er seine Worte mit lauter Stimme in die unheimliche Stille der Sixtinischen Kapelle hinein:
»Summus Pontifex Ecclesiae Universalis! Vicarius Jesu Christi! Episcopus Romanus!«, der Gesandte, der sich damit ausschliesslich an Papst Paul III. gewandt hatte, legte eine kurze Pause ein, ehe er fortfuhr: »Bürger von Rom! Mit einer schrecklichen Botschaft stehe ich heute hier. Unser grosses christliches Heer, das unter der Führung des erlauchten Kaisers Karl V. zu einem heiligen Kreuzzug aufgebrochen war, ist zerstört. Vernichtet.«

Obwohl der Überbringer der italienischen Sprache offenbar nicht mächtig schien und ein Gemisch aus Spanisch und Italienisch gesprochen hatte, verstand die von Entsetzen ergriffene Menschenmenge den Inhalt der Botschaft genau.
Alle wussten, dass Kaiser Karl V. mit christlichen Gefolgsleuten aus ganz Europa zu einem Kreuzzug gegen den räuberischen osmanischen Herrscher, Khair ad-Din, aufgebrochen war. Und jetzt erfuhren sie geschockt, dass in der Nacht auf den 24. Oktober 1541 mehr als 150 Schiffe zerstört worden waren. Ein gewaltiger Sturm hatte sie hinweggefegt. Fast die gesamte Flotte war zerschmettert und lag zusammen mit Tausenden von Männern auf dem Meeresboden. Der Kaiser selbst hatte sich nur unter grössten Anstrengungen und bei ständiger Todesgefahr mit den traurigen Resten der schwer beschädigten, einst so stolzen Armada nach Spanien retten können.
Michelangelo schauderte. Noch nie in seinem langen Leben hatte eine Botschaft ihn so sehr in Panik versetzt wie diese. Was er eben gehört hatte, war schrecklich, aber nur er brachte die Botschaft sofort in direkten Zusammenhang mit der brisanten Absprache, die ihm Clemens VII. bei einem konspirativen Treffen im September 1533 in San Miniato al Tedesco aufgezwungen hatte.
Was der kurz danach verstorbene Papst damals von ihm verlangt hatte, war ungeheuerlich gewesen. Aber da Michelangelo dabei seinen eigenen Vorteil gesehen hatte, hatte er diesem unheiligen Pakt vorbehaltlos zugestimmt. Sollte ihm das jetzt etwa zu Verderben werden? Heute – In der Stunde seines grössten Triumphes…?

Michelangelo wurde schwindelig. Als letzter Gedanke schoss ihm Hiobs wahre Botschaft durch den Kopf: Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren wurde. Der Tag, an dem meine Mutter mich gebar, sei nicht gesegnet!

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